Auch Lehrer*innen sind nur Menschen.
vom 07.04.2020
Tipps gegen Ängste – Teil 1
Lehrer*innen sollen Autorität ausstrahlen. Sie sollen sympathisch sein aber konsequent. Sie sollen die Schüler*innen fordern und fördern aber auf keinen Fall zu viel verlangen. Sie sollen bestens organisiert sein und immer ein offenes Ohr für Schüler*innen, Eltern und Kollegen*innen haben. Sie sollen persönliche Launen auf keinen Fall mit in die Schule bringen und die Fassung bewahren, wenn Schüler*innen sich daneben benehmen.
Was dabei häufig vergessen wird, ist eine wesentliche Tatsache: Auch Lehrer*innen sind nur Menschen. Und deshalb kommen sie ebenso an Grenzen, wie jeder andere Mensch auch. Und so ist es weder ein Wunder noch ein Einzelfall, dass viele Lehrer*innen an Ängsten leiden und das Gefühl haben, dem an sie gerichteten Erwartungsdruck nicht standhalten zu können.
Angst – warum das denn?
Das Spektrum der „Angstmomente“ reicht im Lehrer*innenalltag von unerfüllten Berufsidealen, Auseinandersetzungen im Kollegium über die Sorge, dem Arbeitspensum oder den Erwartungen nicht gerecht werden zu können, bis hin zu Angst vor psychischer und sogar körperlicher Gewalt.
Wir Menschen sind grundsätzlich alle verschieden und somit auch in unserer emotionalen Belastbarkeit niemals miteinander zu vergleichen. Was den einen überhaupt nicht tangiert, bereitet dem anderen schlaflose Nächte. Und das ist auch völlig in Ordnung. Niemand hat das Recht, die Ängste und Sorgen eines anderen infrage zu stellen und zu bewerten.
Mit den folgenden Tipps möchten wir Ihnen, liebe Lehrerinnen und Lehrer, liebe Referendarinnen und Referendare, einige wirksame Tipps und Affirmationen mitgeben, die Ihnen helfen werden, die Kontrolle über Ihre Gedanken und Ihre Ängste zu behalten.
Tipp 1 – Chancen sehen
Jedes Problem, jede Herausforderung ist auch eine Chance. Versuchen Sie, mit diesem Gedanken an die Sache heranzugehen. Fragen Sie sich, was Sie aus der Situation für die Zukunft lernen können.
Wie kann Ihnen die Situation helfen, vergleichbare Probleme in Zukunft zu vermeiden oder aber systematischer anzugehen. Denken Sie daran, wie Sie sich fühlen werden, wenn Sie sich der Herausforderung erfolgreich gestellt haben – ist das nicht eine wunderbare Motivation, es anzugehen?
Tipp 2 – Blick in die Vergangenheit
Sie haben gerade das Gefühl, die vor Ihnen liegende Aufgabe ist nicht zu bewältigen? Wahrscheinlicher ist, dass Sie es schon längst geschafft haben.
Denken Sie mal zurück: Welche ähnliche Situation hat Ihnen in der Vergangenheit ebenfalls Angst gemacht? Sind Ihre Befürchtungen wahr geworden? Wahrscheinlicher ist, dass Sie Ihre Ängste überwunden haben. Erinnern Sie sich daran, wie Sie bereits zurückliegende Situationen erfolgreich bewältigt haben. Das macht Mut, denn Sie sehen: Sie können es bereits!
Tipp 3 – Erfolgsjournal
Leider ist es geradezu typisch, dass wir Menschen uns auf unsere Misserfolge konzentrieren, statt wertzuschätzen, was wir alles leisten.
Unser Tipp für mehr Fokussierung auf die eigenen Erfolge: führend Sie ein Erfolgsjournal. Schreiben Sie jeden Tag, jede Woche und jeden Monat auf, welche kleinen und großen Erfolge Sie erzielt haben. Die Konzentration auf das Positive verhilft nicht nur zu einer positiveren Grundeinstellung und mehr Selbstbewusstsein. Wenn Sie den Weg aus den Ängsten und Sorgen allein nicht finden, hilft Ihnen der Blick in Ihr Erfolgsjournal dabei.
Tipp 4 – im Hier und Jetzt leben
Angst ist ein schlechter Begleiter. Sie lähmt uns, blockiert unsere Motivation und Kreativität und raubt wertvolle Energie. Und dass, obwohl wir noch nicht einmal wissen können, ob unsere Befürchtungen sich überhaupt bewahrheiten.
Es ist im Zweifel also sogar doppelt ungünstig, sich bereits Tage und Wochen vor einem anstehenden Ereignis, damit zu belasten. Versuchen Sie, präsent im Hier und Jetzt zu sein und lassen Sie die Gedanken an das Kommende erst zu, wenn es tatsächlich an der Reihe ist.
Tipp 5 – Katastrophentechnik
Klingt zugegebenermaßen nicht besonders hilfreich. Tatsächlich kann die Katastrophentechnik ein wunderbarer Impuls sein, um das realistische Ausmaß der eigenen Ängste einzuordnen.
Dabei stellen Sie sich einfach folgende Frage: Was kann mir schlimmstenfalls passieren? In den allermeisten Fällen werden Sie feststellen, dass die Antwort keinesfalls so apokalyptisch ausfällt, wie Ihre Ängste es Sie glauben machen. Diese Erkenntnis entspannt und sorgt dafür, dass die Panik schwindet.
In der kommenden Woche werden wir weitere hilfreiche Tipps gegen Ängste im Lehreralltag mit Ihnen teilen und sind interessiert an Ihren eigenen Erfahrungen: Wie gehen Sie mit Ängsten um? Welche Strategien habe Sie in Ihrer bisherigen Laufbahn entwickelt? Gibt es Inhalte aus Studium und Studienseminar, welche Ihnen heute bei der Bewältigung von Ängsten helfen?
Wir sind sehr gespannt auf Ihre Erfahrungen, Tipps und Anregungen und freuen uns auf Austausch.
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